Der Tagesrhythmus
Der gewöhnliche Tagesablauf vollzog sich stetig nach dem gleichen Muster :
- frühes Aufstehen
- sogenannte Körperhygiene
- Zählappell durch die deutschen Hauskommandanten (Häftlinge)
- Empfang der Morgenration (Brot)
- Reinigung der Unterkünfte
- Freigang auf dem Lagergelände von etwa einer Stunde
- Absuchen der Kleidung nach Läusen
- Empfang der Mittagsration (Suppe)
- Nichtstun in den Unterkünften
- Empfang der Abendration (Suppe)
- Zählappell im Freien durch sowjetisches Wachpersonal oft mehrstündig, auch bei Kälte, Wind und Wetter
- Nachtruhe etwa 21 Uhr
Prägend waren die oft stundenlangen Zählapelle, die Essenszeiten, die Enge der Unterkünfte und das Nichtstun in der übrigen Tageszeit.
Die Lagerverpflegung
Die Morgenration bestand aus Zichorienkaffee und einem etwa 2 kg schweren Brot, das sich 4 bis 5 Häftlinge teilen mussten. Sie bildeten eine Brotgemeinschaft, in der das Teilen des Brotes in gleich große Stücke vorgenommen und mit Hunger überwacht wurde. Zum Schneiden wurde z.B. ein Draht mit zwei Holzknebeln am Ende verwendet. Die Kuhle genannten Brotrationen schwankten zwischen 500 g und 300 g meist klitschigem Brot. Die Kuhlen wurden in täglich wechselnder Reihenfolge ausgesucht, Geburtstagskinder hatten ein Vorwahlrecht.
Die Mittags- und Abendrationen waren gleich, 3/4 l dünne Wassersuppe, darin nur wenig Graupen oder Grütze, manchmal einige Fleischfasern, darauf etwas Öl, das nach Maschinenöl schmeckte.
Nicht jeder hatte ein Essgeschirr, so dass mehrere aus einem Behältnis nacheinander aßen.
Die Lagerverpflegung besserte sich im Frühjahr 1946. Die Suppe wurde etwas dicker, die Rationen zeitweilig auf einen Liter erhöht. Brennnesseln und Zuckerrübenschnitzel sollten als bisher fehlende Vitaminbeigabe wirken. Ab und zu gab es einen Salzhering.
Dies änderte sich abrupt am 4. November 1946. Alle Essensrationen wurden plötzlich drastisch gekürzt.