Die hygienischen Zustände

Zur Aufrechterhaltung eines Mindestmaßes an Hygiene im Lager gehörten
  • die Reinigung der Unterkünfte und
  • die Entlausung der Kleidung der Häftlinge.
Für die Reinigung waren Dienste eingeteilt, die die Holzfußböden ihrer Räume und einen Teil des Treppenhauses täglich zu wischen hatten.
Die Entlausung fand in größeren Zeitabständen zugweise statt. Leibwäsche und Oberbekleidung wurden einer Hitzbehandlung unterzogen. Parallel dazu konnten die Häftlinge mit wenig Seife und Wasser duschen.
Die tägliche Körperpflege beschränkte sich bei den Männern auf das Waschen des Gesichts und Oberkörpers an Trögen im Freien. Im kalten Winter 1945 / 46 war alles Wasser über Wochen gefroren. So blieb als einzige Möglichkeit das Abspülen der Hände und des Gesichts mit etwas Zichorienkaffee. Das Zähneputzen war während der gesamten Lagerzeit nicht möglich. In den Frauenunterkünften war in jedem Zimmer eine kleine Waschschüssel vorhanden.

Die Kleidung

Die Kleidung, die die Menschen bei ihrer Verhaftung trugen, war bei vielen die einzige, die sie bis zu ihrer Entlassung hatten. Sie trugen sie Tag und Nacht. Ersatz zubekommen war beinahe unmöglich. Den gröbsten Schmutz aus ihrer Wäsche konnten sie erst leidlich entfernen, nach dem es im Frühjahr 1946 vereinzelte Seifenzuteilungen gab.

Der Abort

Für das überbelegte Lager waren die Aborte ein großes Problem. Schon im Sommer 1945 reichten die Toiletten in den ehemaligen Wohnhäusern nicht mehr aus. So wurden überdachte Latrinengruben mit Sitzbalken, sogen. Donnerbalken, angelegt. Sie waren zum gleichzeitigen Verrichten der Notdurft von ungefähr 40 Personen gedacht.
1946 wurden die Balken durch kreisrunde Löcher im Fußboden ersetzt. Damit wurden Ansteckungen eingeschränkt, aber viele der geschwächten Gefangenen kamen aus der Hocke allein nicht hoch. Die Hilfe der Kameraden war notwendig. Papier gab es nicht. Es dienten ausspülbare Stofffetzen dem gleichen Zweck. Im Winter war selbst das kaum möglich.
Die Latrinen durften nur am Tage und außerhalb des Freigangs nur in Gruppen von sieben bis zehn Mann je Hausaufgang benutzt werden. Nachts war der Gebrauch der Haustoiletten vorgeschrieben, die oft defekt waren. Die Häftlinge mussten warten, anstehen, so dass mancher notgedrungen sein Geschäft im Treppenhaus verlor. Dies zu reinigen war für die eingeteilten Dienste eine unvorstellbar eklige Arbeit. Urin- und Kotgeruch blieben im ganzen Gebäude haften.