Gründung der Initiativgruppe

Nach dem Untergang der SED-Diktatur der DDR im November 1989 durchbrachen die Überlebenden der sowjetischen Speziallager das ihnen auferlegte Schweigegebot. Nach 40 Jahren offizieller Geheimhaltung des Geschehens in den NKWD-Lagern konnten sie endlich über ihr durchlebtes Leid offen sprechen. Tausende waren in den Lagern verstorben, ihrer wollten sie in aller Öffentlichkeit gedenken.
Der „Runde Tisch“, die neugewählten Repräsentanten der Stadt- und Kreisverwaltung, Kirchenvertreter – sie alle unterstützten die Bemühungen der ehemaligen Lagerinsassen, eine eindrucksvolle erste Gedenkveranstaltung zu organisieren. Viele Hundert Menschen, Betroffene und Bürger der Stadt, nahmen an einer bewegenden Kundgebung am 8. Mai 1990 teil, in der alten DEKA-Siedlung, zwei Jahre Stätte des Grauens und Todes.
In der Folgezeit sahen sich die Überlebenden des Lagers vor die Aufgabe gestellt, das unheilvolle Geschehen in den Speziallagern aufzuklären. Dazu fanden sich aktive Überlebende in der „Initiativgruppe Internierungslager Ketschendorf e.V.“ zusammen. Zur ersten Vorsitzenden wurde Waltraudt Marschhausen gewählt, die diese Funktion bis 1996 ausübte. Viele Mitglieder setzten sich dafür ein, das Unrecht der Sowjetischen Besatzungsmacht in der Organisation und dem Vollzug ihrer Internierungspraxis offenkundig zu machen.

Totengedenken

Ein wichtiges Anliegen der Initiativgruppe war der Kampf gegen das Vergessen. 4.620 Menschen waren in dem Lager umgekommen. Zu ihren Ehren wurde ein Gedenkhain in Fürstenwalde Süd (dem ehemaligen Ketschendorf) angelegt, in dem in jedem Frühjahr eine feierliche Totenehrung abgehalten wird.